Viele, viele bunte Farben

Viele, viele bunte Farben
Viele, viele bunte Farben

Die Welt ist rund und kunterbunt. Im Frühling, Sommer, Herbst und Winter weisen uns die Farben in der Natur den Weg durch das Jahr.

Ein Regenbogen durchbricht mit sechs verschiedenen Farben das Himmelsblau. Ein Sonnengelb stimmt uns heiter. Schwarz dagegen ist die Farbe der Traurigkeit. Zeigt eine Ampel rotes Licht, bleiben wir stehen. Bei grünem Licht können wir gehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Ampel in Buxtehude, Rom oder New York den Verkehr regelt. Wir setzen mit Farben Zeichen, drücken unsere Gedanken, Gefühle oder eine Zugehörigkeit aus.

Keine Farbe ohne Licht!

Wir nehmen Farben mit unseren Augen wahr. Um Farben sehen zu können, brauchen wir Licht. Bei völliger Dunkelheit sind alle Dinge schwarz. Wie die Farben in einem Farbmalkasten, wenn der Deckel geschlossen ist. Erst wenn wir den Deckel heben und das Licht von den Farbtöpfchen abprallt, können wir die bunten Farben sehen.

Für Schlauwebbis – Physik und Biologie der Farbe

Der englische Physiker Sir Isaak Newton (1642 – 1726), der Entdecker der Schwerkraft, hat zum ersten Mal in der Geschichte weißes Licht in die Regenbogenfarben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett aufgespalten. Dies gelang ihm mit einem Prisma. Einen Regenbogen können wir sehen, wenn wir die Sonne im Rücken haben und in den Regen blicken. Die Regentropfen werfen das Sonnenlicht zurück. Dabei wirken die Tropfen wie Miniaturprismen. In der Physik sprechen wir davon, dass sich farbiges Licht in verschiedene Wellenlängen unterteilen lässt. In der Biologie finden wir die Erklärung für das Wahrnehmen von Farben im Aufbau des Auges. Hier kannst du diese Zusammenhänge genauer nachlesen.

 Farbtöpfe und Pinselstrich

Mit den Wasserfarben aus dem Farbmalkasten können wir ein Bild malen. Und siehe da: das Wort „Farbe“ erhält eine weitere Bedeutung: Mit Farbe kann man Tücher, Papier oder Gegenstände färben, bemalen oder anstreichen. Solche Farben enthalten Stoffe aus dem Chemielabor, aus der Erde oder von Pflanzen. Mit ihnen können wir die Welt selbst bunt gestalten. Bereits in der Urzeit bemalten die Steinzeitmenschen Höhlenwände mit Ruß und einem Pulver aus Roteisenerz, einem Mineralstoff aus der Erde. Die Farben Gelb und Blau stellten sie aus der Pflanze Gelbe Rauke und Holunderbeeren her.

Im Laufe der Jahrtausende haben die Menschen unzählige Farbmischungen aus den unterschiedlichsten Stoffen entwickelt.

Grün, Rot, Blau – mach dich schlau!

Wir wollen uns die Farben Rot, Grün und Blau genauer ansehen. Sie sind die drei Grundfarben, aus denen vier weitere Farben gemischt werden. Daher nennt man Rot, Grün und Blau auch die Primärfarben. Das Wort „primär“ heißt übersetzt „an erster Stelle“.

Nimmt man Farbscheiben dieser drei Farben und hält sie übereinander gegen eine Lichtquelle, entsteht aus Rot und Grün die Farbe Gelb. Aus Grün und Blau wird die Farbe Cyan oder Türkis. Die Mischung von Blau und Rot ergibt die Farbe Magenta, die auch Purpur genannt wird. Werden alle drei Farbscheiben übereinandergelegt, erhalten wir die unbunte Farbe Weiß.

Farbspektrum

Durch das Mischen der drei Farben Magenta, Gelb und Cyan können wir diesen Vorgang umkehren und die Grundfarben Rot, Grün und Blau wieder herstellen. Legen wir alle drei Farbscheiben Magenta, Gelb und Cyan übereinander, entsteht die unbunte Farbe Schwarz.

Farbspektrum

Gelb, Cyan (Türkis) und Magenta (Violett) sind daher die sogenannten Sekundärfarben. „Sekundär“ meint „an zweiter Stelle“, da sie erst aus den Grundfarben entstehen. Farbmischungen aus Primär- und Sekundärfarben nennt man Tertiärfarben. Sie sind die „Dritten“ im Bunde. Mit den unbunten Farben Weiß und Schwarz erzeugen wir hellere oder dunklere Farbtöne einer Farbe.

Mile, Male, Mule – Farben in der Schule

Im Kunstunterricht lernen wir die Farben Gelb, Rot und Blau als Grundfarben kennen. Diese Sicht auf das Werkzeug „Farbe“ verdanken wir dem Schweizer Maler und Lehrer Johannes Itten. Er hat sich Anfang des 20. Jahrhunderts Gedanken über diese drei Farben und ihre Mischungen gemacht und sie in einem Farbkreis dargestellt.

Farbkreise hatten zuvor schon berühmte Leute wie Leonardo da Vinci oder Johann Wolfgang von Goethe beschäftigt. Mit dem Farbkreis von Johannes Itten lernen wir, dass es Kontrastfarben, warme und kalte Farben sowie Komplementärfarben gibt.

Farben, die man besonders gut voneinander unterscheiden kann, nennt man Kontrastfarben. Die Grundfarben Gelb, Rot und Blau stellen den größten Gegensatz dar. Du erinnerst Dich? Schwarz und Weiß sind unbunte Farben, auch wenn sie einen Kontrast bilden.

Die Farben von Gelb bis Rot empfinden wir als warme Farben. Die Farben Grün bis Violett wirken kühl oder sogar kalt. Warme und kalte Farben sind sehr gegensätzlich. Man sagt auch: Sie bilden einen Warm-Kalt-Kontrast, so wie helle und dunkle Farben einen Hell-Dunkel-Kontrast darstellen.

Gegensätze ziehen sich an – die Komplementärfarben

 Im Farbkreis liegen sich Farben gegenüber, die sich gegenseitig ergänzen und dadurch einen starken Gegensatz erzeugen. Du kannst es selbst ausprobieren. Lege eine Orange auf unterschiedlich farbiges Papier. Bei welcher Zusammenstellung leuchten die Orange und ihr Untergrund am stärksten? Ein weiterer Hinweis für eine Komplementärfarbe ist das Mischergebnis zweier Farben: Erzeugt die Mischung ein Grauschwarz, ergänzen sich die beiden Farben. Sie sind Komplementärfarben.

Farben für die Seele

 Jede Farbe hat eine Wirkung und nimmt Einfluss auf unsere Gefühle und unsere Stimmung. Rot, Orange und Rotgelb wirken wärmend wie die Flammen eines Feuers. Rot steht aber auch symbolisch für das Leben wie das Blut, das durch unsere Adern fließt. Ein kräftiges Rot strahlt Energie und Schwung aus. Wir verbinden mit der Farbe Gefühle wie Freude und Liebe, aber auch Wut und Rache. Die Bedeutung und Wirkung der Farben wird in vielen Bereichen des Alltags genutzt: z. B. in der Gestaltung von Räumen oder in der Werbung, um ein Produkt zu verkaufen.

Farben in Religionen

In den Religionen spielen Farben in Ritualen und Gottesdienstes eine wichtige Rolle. Hier einige Beispiele: Im Judentum soll die Farbe Blau die Gläubigen an Gott im Himmel erinnern. Violett ist im Christentum die Farbe der Adventszeit, den 40 Tagen vor Ostern und den Buß- und Bettagen. Grün ist die Farbe des Propheten Mohammed.

Schwarz-Rot-Gold – ein Land, ein Volk

Jeder Staat und jedes noch so kleine Land besitzt eine Nationalflagge in den Landesfarben. Diese Farben sind oftmals ein Symbol für die Geschichte und Kultur des jeweiligen Landes. In Deutschland trägt die Flagge die Farben Schwarz-Rot-Gold. Sie stehen für die Grundwerte unseres Landes: Freiheit, Einheit und Demokratie.

In der Politik wird eine Farbe mit den Werten und Anschauungen einer Partei in Verbindung gebracht. Dann ist die Rede von den „Roten“ und „Grünen“ oder einer „schwarz-gelben“ Regierung.

Text: Nicole Potthoff