Das Rotkohlexperiment – sauer macht nicht nur lustig

Das Rotkohlexperiment – sauer macht nicht nur lustig
Hier darf ausnahmsweise mit einem Lebensmittel experimentiert werden.

Das alte Sprichwort „Sauer macht lustig“ hast du bestimmt schon einmal gehört. Saure Speisen sollen angeblich den Appetit fördern, also Lust aufs Essen machen.

Diese Bedeutung hatte das Sprichwort jedenfalls einmal, als es um 1700 aus der Redewendung „Sauer macht Appetit“ entstanden ist. Ob das wirklich stimmt, kannst du ja einmal selbst ausprobieren.

Es ist jedoch erwiesen, dass Sauerkraut, Essiggurken & Co. unsere Laune heben. Bestimmte Inhaltsstoffe in der Nahrung haben Einfluss auf die Produktion von Wirkstoffen, die unser Gehirn anregen, unter anderem Glückshormone wie das Serotonin auszuschütten.

Es nicht alles sauer, was ätzt!

Das Gegenteil von sauer nennt man basisch oder alkalisch. Wenn ein Stoff – wie zum Beispiel Wasser – weder sauer noch basisch ist, wird er als neutral bezeichnet.

Wie sauer ein Nahrungsmittel ist, können wir schmecken. Den Geschmack von basisch schmeckst du nur, wenn du ein wenig Back- oder Natronpulver probieren würdest.

Basisch

Für uns Menschen ungiftige Lösungen – z.B. eine Mischung aus Wasser und Backpulver – schmecken bitter und seifig. Säuren und Basen spielen in unserem Leben eine große Rolle, nicht nur in unserem Körper, sondern auch im Alltag. Sie lösen bestimmte Reaktionen aus.

Starke Säuren oder Basen sind sogar gefährlich, denn sie sind immer ätzend! In vielen Reinigungsmitteln sind starke Basen enthalten. Sie die putzen nicht nur den stärksten Schmutz oder Fett weg, sondern verätzen auch Haut und Schleimhäute.

Sauer   

In Batterien befindet sich zum Beispiel verdünnte Schwefelsäure. Wenn die Batterien alt und undicht werden, läuft die Säurelösung aus und „frisst“ sich durch allerlei Stoffe. Auf der Haut, im Auge oder im Mund verursacht die Säure Verbrennungen.

Schwachen Säuren und Basen wie Essig und Spülmittel hingegen, sind eher ungefährlich.  Ein kleiner Spritzer Essig oder Zitronensaft, der in eine kleine Schnittwunde oder ins Auge kommt, ist dagegen sehr unangenehm.

Wasserstoff voraus!

Wie stark eine Säure oder eine Base ist, zeigt uns der ph-Wert eines Stoffes. Säuren und Basen benötigen immer einen Partnerstoff, mit dem sie eine Verbindung eingehen und reagieren. Der einfachste Partner ist das neutrale Wasser, in dem eine Säure oder Base aufgelöst wird. In dem Fall ist das Wasser das Lösungsmittel und die Säure bzw. die Base der gelöste Stoff. Beide zusammen ergeben eine Lösung.

Die Abkürzung „ph“ stammt aus dem Lateinischen und steht für „potentia hydrogenii“. Das heißt übersetzt so viel wie „die Kraft des Wasserstoffs“. Mit dem ph-Wert wird die Anzahl der Wasserstoffionen in einem Stoff gemessen.

Wasserstoff ist das chemische Element, das am häufigsten im Himmel und auf der Erde vorkommt. Ione sind Atome oder eine Atomgruppe mit einer elektrischen Ladung. Sie nehmen die Ladung entweder auf, dann nennt man sie Anionen oder – wenn sie die Ladung abgeben – Kationen. Die höchste Konzentration von Wasserstoffionen bezeichnet man mit dem ph-Wert 0 = sehr sauer, die niedrigste Konzentration mit dem ph-Wert 14 = sehr basisch. Dazwischen liegt in der Mitte – ganz neutral – der ph-Wert 7.

Der ph-Wert des Schutzmantels unserer Haut ist beispielsweise leicht sauer, er liegt bei 5,5 und schützt uns dadurch vor dem Eindringen von Krankheitserregern. In einem Aquarium spielt der ph-Wert des Wassers für das Überleben der Fische eine wichtige Rolle. Jede Fischart hat da ihre eigenen Vorlieben. Liegt der ph-Wert entsprechend zu hoch oder zu niedrig, kommt es zu Schäden an der Schleimhaut und den Kiemen.

Alles so schön bunt hier!

Zum Messen des ph-Wertes gibt es Geräte, aber auch einfaches Indikatorpapier. Dieses spezielle Papier verfärbt sich bei dem Kontakt mit einer Flüssigkeit und zeigt damit den ph-Wert an. Mit einem Universalindikator sehen die Farbergebnisse so aus:  Alle sehr sauren Stoffe vom ph-Wert 0 bis 2 werden rot. Je mehr sich der Stoff jedoch dem ph-Wert 7 nähert, desto mehr variieren die Farbtöne von orange bis gelb. Ab dem ph-Wert 7 aufwärts verändern sich die Farben der Lösung von hellgrün bis in ein tiefdunkles Blau-Violett. Diese Stoffe oder Lösungen sind basisch.

Blaukraut bleibt nicht immer Blaukraut!

Nun hat nicht jeder von uns ein vollständig eingerichtetes Chemielabor im Haus. Wir können dennoch mit ein paar simplen Haushaltsmitteln und Rotkohl als Indikator, eine schöne, bunte Farbskala zaubern. Allerdings sehen die Ergebnisse etwas anders aus, als auf der Farbskala eines Indikatorpapiers, denn 1. hat Rotkohl eine Eigenfarbe, weshalb das neutrale Wasser nur gefärbt wird und 2. verändert sich die Farbe der Waschmittellauge nach der Zugabe des Safts erst langsam von grün zu gelb.

Für das Rotkohlexperiment benötigst du folgende Zutaten und Zubehör:

3 – 4 Blätter Rotkohl

30 ml oder 2 Esslöffel Zitronensaft

100 ml oder 6 – 7 Esslöffel Wasser

Wasser zum Kochen der Rotkohlblätter

5 ml oder 1 Teelöffel Essig

2 g oder ½  Teelöffel Backpulver

2 g oder ½  Teelöffel Waschmittel

5 kleine Wassergläser, Ess- und Teelöffel, Küchenschere, Kochtopf, Sieb, einen großen Messbecher.

Vorbereitung der Lösung

Da Rotkohlsaft unschöne und hartnäckige Flecken auf der Kleidung hinterlässt, solltest du ein altes Shirt oder eine Schürze tragen.

1) Du schneidest die Rotkohlblätter mit der Küchenschere in kleine Streifen. Die Rotkohlstreifen legst du in den Kochtopf und gießt so viel Wasser dazu, bis der Rotkohl bedeckt ist. Anschließend muss der Rotkohl mindestens 20 Minuten bei mittlerer Hitze köcheln, damit du einen schönen Rotkohlsaft erhältst. Vor dem Durchsieben den Saft unbedingt abkühlen lassen.

2) Ist der Saft abgekühlt, gießt du den Saft durch das Sieb in den großen Messbecher.

3) In der Zwischenzeit bereitest du in den Wassergläsern die verschiedenen Lösungen  vor.

Deine Lösungsreihe sollte von links nach rechts folgendermaßen angeordnet sein:

1– Zitronensaft

2- Essig in Wasser gelöst

3– Wasser bzw. Rotkohlsaft

4– Backpulver in Wasser gelöst

5– Waschpulver in Wasser gelöst

Du kannst auch weitere Lösungen und Gläser mit Cola, Orangensaft, Apfelsaft, Milch, Natron, Geschirrspülmittel oder Shampoo hinstellen.

4) Nun verteilst du auf jedes Glas ein wenig von deinem Rotkohlsaft und siehe da:

Blaukraut bleibt nicht immer Blaukraut, aber Brautkleid bleibt Brautkleid

Übrigens kannst du dir nun auch selbst erklären, warum in manchen Regionen der Rotkohl seinem Namen alle rot-violette Ehre macht, in anderen Regionen aber Blaukraut genannt wird. Für alle Fälle findest du in diesem Experiment dazu die Lösung.

Text: Nicole Potthoff